© beim Autor meinem
treuen und lieben Vierbeiner Moritz zugeschrieben
(2.Fassung)
Wie lieb ich dich, dich Schwester: sei gepriesen!
Du warst mir immer Vorbild, dein Elan
War voller Kraft, ich himmelte dich an.
Auch suchte ich Gefallen: doch nicht diesen!
Wie hass ich dich, dich Schwester: sei vergessen!
Du bürgst mir alle Leiden, ich verfluch
Aufs Teuflischste das letzte Bittgesuch!
Mein Herz hat dich verlassen, denn vermessen
Wär es zu glauben jenen auszumerzen,
Der ewig mir mein Freund und noch viel mehr.
Als ob es wirklich ginge ohne Schmerzen,
Die Dinge zu verdrängen, die so sehr
In einem selbst sind, wie ein bloßes Schweigen,
So selbstverständlich, da, bis sie sich neigen.
Neobarocke Skizze
Ich füllte dich, o Vers, mit
nichtigen Gedanken
und tat dir Unrecht an, nun finde
endlich Rast!
In steter Nichtigkeit wirst du
wie ich erkranken
und fallen über das, was du so
sehr gehasst:
die Freiheit, welche dich hat
oftmals lassen schwanken;
da sie dich gleiten ließ, hab
ich dich angefasst,
mit Händen, die schon kaum
erhoben, wieder sanken,
denn dich zu halten war die
allergrößte Last!
Letztendlich sah ich’s ein:
dir ist nicht beizukommen.
Du bist wie eine Frucht, die
Gift und Süße eint;
gegeben hast du Gift, die Süße
mir genommen,
von der ich erst erfuhr, als
du sie mir verneint.
Drum finde endlich Rast, bevor
sie dich verpönen
und ich dich leugnen muss,
dich Ausgeburt des Schönen!
Savour Dymâr Das Lied des Depressiven
Die Dunkelheit zum Frühstück.
Ein Geschwür
aus undurchsichtig abgelebten
Jahren
vergiftet unsre Hirne. Traumfanfaren
verstummen an der alten
Wohnungstür.
Ein unbewohntes Reich regieren
wir,
erbaut aus Launen, die uns
widerfahren.
Dem Leid indes, dem wir uns
offenbaren,
begegnen wir in höflicher
Manier.
Das Lachen ist uns schwer und
unvertraut.
Wir suchen oft zerstreut das
Anonyme,
denn meinen wir das Alles auf
uns schaut.
Erzitternd dulden wir den
schlimmsten Spott,
zerwerfen all das Nahe und
Intime
und glauben manchmal doch an
einen Gott.
Savour Dymâr erwachen (skizze)
die vulva der vergötterung ergründet.
im nichtbegreifen sich sehr
wohlgefühlt
doch nun nicht wissen wo man
sich befindet
denn alles scheint gesucht und
vorgespielt.
den augenblick erhaschen der
entgleitet.
zu deuten was die möglichkeit
gebar
und es verwerfen wenn es
schmerz bereitet
sei es aus ehrfurcht oder aus
gefahr.
nur sich nie ganz geschlagen
geben –
wenn auch der traum ins dunkel
rückt
und die verzweiflung mancher
nennt sie leben
die hoffenden gedanken
unterdrückt –
denn schon die nächste nacht
die kommen mag
verdrängt im traum den
ungeliebten tag.
Savour Dymâr Über die Tragödie (Pathos)
Jahrhunderte der gleichen
Prozeduren,
zuweilen liest man Pro- und
Epilog,
ein Wortgewirr zerfurcht die
Kreaturen,
zurück bleibt oft ein
unheilvoller Sog.
Ein Wechselspiel aus Farben und
Konturen,
in denen auch der Freund den
Freund betrog
und selbst die Schande
abgewrackter Huren
Moral und Tugend manchmal
überwog.
Gewöhnliches war hier nicht
von Belang.
Die Dichter suchten stets das
Ungemeine,
z.B. eines Krösus Untergang.
Und die Figuren gingen an der
Leine,
geführt durch einen
unsichtbaren Zwang.
Doch eine Wendung gab es
leider keine.
Savour Dymâr Der gefallene Despot
Was ihn bewegt, ist längst
nichts mehr als dies:
ein Schreckensbildnis, das er
selbst gelobte.
Und die, mit denen er im
Schatten tobte,
ziehn ziellos um ihr eigenes
Verlies.
Die schweren Stürme waren ihm
vertraut,
doch keiner war wie jener, der
ihn kippte.
Sein Antlitz, das in Falten
reich gestippte,
schien wie der Ausdruck einer
toten Braut:
erkaltet und ergraut und
unbestimmt,
gerade vorm Verwesen noch
gehalten,
gebrochen hinter allen
Hungersleiden.
Der Unbeugsame liegt in sich
gekrümmt,
denn muss er als Gefangener
veralten
und warten bis sie über ihn
entscheiden.
Ersuchte Entspannung
Gedankengefälle
Die Dichtung als Quelle
Der Alltagsverbannung.
Im Schatten des Lebens
Geschmeiß und Gefahren
Und wir offenbaren
Der Welt uns vergebens.
Denn wortlose Weiten
Die wir oft durchqueren
Verbergen die Richtung.
Das hilflose Deuten
Des Imaginären...
Es bleibt nichts als Dichtung.